Fahrzeugforensik
Michèle Trebo
So landen vom Westen geschenkte Waffen auf Märkten
Die nachfolgende Liste von Waffensystemen, die im Russland-Ukraine-Konflikt auf beiden Seiten zum Einsatz kommen, ist nicht abschliessend.
Das gezogene 155-Millimeter-Schleppartilleriegeschütz wird von der Global Combat Systems Division von BAE Systems im Vereinigten Königreich hergestellt und ist seit 2005 in Verwendung. Ob zu Lande, zu Wasser oder in der Luft, es zeichnet sich besonders durch seine Zuverlässigkeit und Mobilität aus. Je nach Munition beträgt die Reichweite 24 – 40 Kilometer und benötigt ein Begleitfahrzeug. Wird ein M107-Projektil eingesetzt, kommt das Geschütz 24 Kilometer weit, mit einem ERFB-Geschoss 30 Kilometer. Das M795-Projektil ist als die tödlichere Version des M107-Projektils mit grösserer Reichweite konzipiert und erreicht 28.7 – 37 Kilometer. Am weitesten kommt das M982 Excalibur mit 40 Kilometern. Mittels Feuerkontrollsystem kann die M777 unabhängig von einer Feuerleitstelle schiessen. Da bei der Konstruktion der M777 Titan verwendet wurde, weisst sie lediglich ein Gewicht von 4,2 Tonnen auf und kann so einfach und schnell transportiert werden. Dies und auch die Risiken, keinen Sprengfallen ausgesetzt zu sein, maximiert die Überlebenschancen. Für die Haubitze M777 spielt das Gelände oder Hindernisse keine Rolle, weshalb sie über grosse Entfernungen eingesetzt werden kann. Das Geschütz wird von den Bodentruppen Australiens, Kanadas, Indiens, Saudi-Arabiens, der Vereinigten Staaten und auch Ukrainens eingesetzt. Ukrainische Militärangehörige müssen allerdings erst auf dem amerikanischen Truppenübungsplatz Grafenwöhr in der Oberpfalz (Deutschland) in deren Handhabung geschult werden, bevor sie die Haubitze bedienen können.
Den ballistischen Raketen russischer Bauart mit Kurzstreckenraketensystem gelingt es, 400 Kilometer entfernte Ziele zu treffen. Die Reichweite ist auf 500 Kilometer erweiterbar. Ihre Flughöhe beträgt 6 bis 50 Kilometer. Russische Streitkräfte konnten so zu Beginn des Russland-Ukraine-Konflikts von heimischem Boden aus die Ukraine angreifen. Die Raketen können von einem Lastwagen aus schnell befestigt werden. Wurden sie einmal gestartet, können sie ihre Flugbahn so schnell anpassen, dass ihr Ziel schwer berechenbar ist und somit auch gegnerische Flugabwehrsysteme sie nicht stoppen können. Sie manövrieren während des Fluges ständig. Die Iskander-M wurde ausschliesslich für das russische Militär entwickelt. Neben dem Modell Iskander-M gibt es auch die Modelle Iskander-E und Iskander-K. Bei der Iskander-E handelt es sich um eine Exportversion mit einer Reichweite von 280 Kilometern. Die Iskander-K ist eine neue Version mit neuen Marschflugkörpern R-500 und ebenfalls einer Reichweite von 280 Kilometern.
Die hochwirksame, handliche, infrarotgelenkte Panzerabwehrlenkwaffe gilt als das meistgelieferte System im Russland-Ukraine-Konflikt. Durch ihr geringes Gewicht von nur 20 Kilogramm kann sie von der Schulter aus abgefeuert werden und so Ziele in bis zu 2,5 Kilometern Entfernung bekämpfen. Neben Kampfpanzern und Militärfahrzeugen können die Raketen auch gegen Bunker oder Hubschrauber eingesetzt werden. Die Javelin kommt hauptsächlich aus Amerika, wird aber auch von Frankreich, Polen oder Grossbritannien geliefert.
Der russische Hochleistungskampfhelikopter zeichnet sich besonders durch seine zwei Doppelrotoren mit je drei Rotorblättern, die in entgegengesetzter Richtung drehen, aus. Dank dieser Rotoren braucht der Kampfhelikopter keinen Heckrotor, ist sehr beweglich und schnell und kann vertikal bis zu 4 Kilometer steigen. Ausserdem kann er bei Tag und Nacht operieren. Der Zweiplätzer ist die weiterentwickelte Version des einsitzigen Ka-50. Besonders eignet sich der Ka-52 für Aufklärungsmissionen, Zielbezeichnung und Luftangriffe im Gruppenverband. Das Cockpit ist gegen Flak-Geschosse bis zum Kaliber 20 Millimeter gepanzert. Allerdings ist der Helikopter gegen schultergestützten Flugabwehrraketen machtlos und kann somit leicht abgeschossen werden. Er ist mit dem Datenlink-System Breeze ausgerüstet und kann damit Video-, Bild- und Radardaten in Echtzeit zu anderen Kampfhelikoptern übermitteln. Weiter verfügt er über ein Gyrostabilised-Optical-Electronic-System mit verschiedenen TV-, RLV- und WBG-Kameras, Laserzielbeleuchtung und Entfernungsmesser. Mit dem Multifunktionsradar FH01 Arbalet können Luft-, Boden- und Seeziele bis zu 15 Kilometern geortet und Lenkwaffen ins Ziel geführt werden.
Der sowjetische Kampfpanzer ist klein und mit 40 Tonnen Gefechtsgewicht leicht. Um ihn zu bedienen, braucht es drei Personen. Der Panzer ist mit einer 125-Millimeter-Kanone ausgestattet. Die Ladeautomatik des Panzers lädt die Geschosse in weniger als drei Sekunden nach. Die Beladung besteht aus 44 Schuss, wobei 22 davon in einem Ladekarussell im Wannenboden unter dem Turm und der Rest an verschiedenen Plätze im Innenraum aufbewahrt werden. Wird der Panzer getroffen, so gibt es kaum ein Entkommen für die Besatzung, denn diese sitzt in unmittelbarer Nähe zur Munition. Ursprünglich wurde der T-72 von der Sowjetarmee eingesetzt. Die Ukraine bekam von Tschechien, Polen und der Slowakei Lieferungen, aber auch auf seitens der Russen wird der Kampfpanzer eingesetzt. Aufgrund der vielen Exporte kommt der Panzer häufig zum Einsatz, darunter auch in vielen Nahost-Staaten.
Der sowjetische Mehrfachraketenwerfer, der auf einem Lastwagen montiert ist, kann 40 Raketen ohne Nachladen von 2.87 Metern Länge verschiessen und ist in drei Sekunden schussbereit. Die Raketen können einzeln in kleinen Gruppen in Intervallen oder alle 40 innerhalb von zwanzig Sekunden verschossen werden. Danach dauert das Nachladen etwa zehn Minuten. Da der BM-21 Grad maximal zwei Minuten braucht, um seine Stellung zu verlassen, können in weniger als sechs Minuten alle 40 Raketen abgeschossen werden. Dies macht es den Feinden schwierig, ihn anzugreifen. Weiter benötigt man wegen der Streuung der Einschläge eine grosse Zahl Raketen, um sein Ziel zu treffen. Haubitzen sind somit genauer als der Grad. Seinen ersten Kampfeinsatz war 1969 im sino-sowjetischen Grenzkonflikt. 2003 wurde in Russland dann eine neue Version mit verbessertem Kampfwert präsentiert. D. h. Satellitennavigation, automatisches Feuerkontrollsystem und neuer Raketentyp, der bis zu 40 Kilometer weit schiesst. Was aber im Vergleich zu neueren Raketenwerfern immer noch gering ist. Der BM-21 Grad wird in über sechzig Ländern eingesetzt, darunter auch Russland und die Ukraine.
Die Panzerhaubitze 2000 gilt als das modernste Artilleriegeschütz und wird in Deutschland hergestellt. Sie muss von fünf Personen bedient werden, ausser bei automatisiertem Munitionsfluss, wobei drei Personen reichen. Das selbstfahrende Geschütz ist auf einer Panzerwanne mit Kettenantrieb gebaut und kommt je nach Munition 30 bis 40 Kilometer weit. Es können bis zu sechs Granaten so abgefeuert werden, dass sie fast zeitgleich im Ziel einschlagen. Das Ziel wird digital von einem Leitstand übermittelt. Die Ukraine bekam von Deutschland insgesamt sieben Haubitzen und von den Niederlanden fünf.
Die Boden-Luft-Rakete Stinger wurde in Amerika gebaut und für die Bekämpfung von tief fliegenden Flugzeugen und Helikoptern konzipiert. Um das Ziel erfassen und die Rakete von der Schulter abfeuern zu können, braucht es zwei Personen. Nach dem Abfeuern navigiert sich die Rakete selbstständig zu ihrem Ziel. Sie orientiert sich an dem Infrarotlicht, das von Triebwerken erzeugt wird und verfolgt so den Flugkörper. Die Stinger kann Ziele in bis zu 6 Kilometern Entfernung und 3 Kilometern Höhe treffen. Seit Beginn des Russland-Ukraine-Konflikts wurde die Flugabwehrrakete von den USA, Deutschland, Lettland und den Niederlanden an die Ukraine geliefert.
Die sogenannte Kamikaze-Drohne zerstört sich selbst, sobald sie ihr Ziel trifft und ist somit selbst die Waffe. Sie kann ohne Besatzung bis zu zehn Minuten in der Luft verweilen, bis sie ihr Ziel im Sturzflug ansteuert und explodiert. Die amerikanische Drohne kann vom Boden aus manuell gesteuert oder so programmiert werden, dass sie ihr Ziel selbst detektiert. Kurz vor der Detonation kann die Drohne noch gestoppt werden. Die amerikanische Drohne gibt es in zwei verschiedenen Ausführungen. Die Switchblade 300 hat eine Reichweite von 10 Kilometern und kann sich fünfzehn Minuten in der Luft halten. Die Switchblade 600 hat eine Reichweite von 40 Kilometern, kann vierzig Minuten fliegen und ist im Gegensatz zur Switchblade 300 auch zur Bekämpfung von gepanzerten Objekten geeignet. Es wurden über 700 Switchblade-Drohnen in die Ukraine geliefert.
Die französische, selbstfahrende, ungepanzerte Haubitze hat ein Kaliber von 155 Millimetern mit 52 Kaliberlängen. Je nach Geschoss erreicht sie eine Reichweite von 30 bis 50 Kilometern. Mit der halb automatischen Ladehilfe kann sie 6 bis 8 Schuss pro Minute abfeuern, wobei die ersten drei Projektile innerhalb von 15 Sekunden verschossen werden können. Das Fahrzeug kann 18 Geschosse Bereitschaftsmunition und die dazugehörigen Treibladungen transportieren und ist innerhalb von einer Minute einsatzbereit. Die 8×8-Ausführung kann sogar 30 Geschosse Bereitschaftsmunition mitführen. Dieses Jahr wurde ein neues Modell präsentiert, das ein 6×6-Fahrgestell hat und deren Führerhaus gepanzert ist. Ausserdem besitzt sie neu ein Feuerleutsystem. Neben dem Russland-Ukraine-Konflikt kam die CAESAR-Haubitze auch in Afghanistan, Thailand, dem islamistischen Staat und in Saudi-Arabien zum Einsatz.
Nachforschungen im Darknet deuten darauf hin, dass die Flut von westlichen Waffen an die Ukraine den Verkauf dieser Waffen auf dem illegalen Markt bzw. an radikale terroristische Gruppen fördert. Auch Russland gehörte zu den Käufern. Denn je mehr Waffen sie kaufen, desto weniger müssen sie letztendlich bekämpfen. Beispielsweise wurde kürzlich aufgedeckt, dass das ukrainische Militär die von Frankreich geschenkten CAESAR-Haubitzen über den illegalen Markt an Russland verkauft hat. Weil amerikanische Waffenlieferungen nicht durch amerikanische Truppen überwacht werden, besteht auch da der Verdacht, dass diese Lieferungen abgezweigt werden und das Material nie auf ukrainischem Boden landet. Vielmehr tauchen sie auf dem illegalen Markt auf und geraten so in die Hände von Betäubungsmittelhändlern, terroristischer Organisationen, extremistischer Milizen oder paramilitärischer Gruppen auf der ganzen Welt.
Es ist zu beachten, dass die beiden genannten Beispiele von Quellen stammen, die Nähe zu russischen Staatskanälen wie RT und SputnikNews haben und entsprechend befangen sein können. Verlässliche Quellen in diesen Zeiten und zu diesem Thema zu finden gestaltet sich schwierig. Ob die Informationen tatsächlich der Wahrheit entsprechen, oder ob diese zu politischen Zwecken gestreut werden, ist gegenwärtig schwierig einzuschätzen.Die Quintessenz ist, dass die NATO und ihre von westlichen Steuerzahlern finanzierten Waffenoperationen nun eine Quelle einer massiven internationalen Lieferkette für den Waffenhandel ist.
Die vom Westen gelieferten Waffensysteme an die ukrainische Grenze, darunter Kriegswaffen wie die Haubitze M777, die Iskander-M, die Javelin-FGM-148, der Kamow Ka-52, der T-72, der BM-21 Grad, die Haubitze 2000, die Stinger, die Switchblade-Drohne und die CAESAR-Haubitze erreichen nicht alle ihr Ziel. Sie werden vorher umgeleitet oder auf dem illegalen Markt verkauft. Weshalb die NATO nun die Hauptquelle des Waffenhandels geworden ist, finanziert durch die westlichen Steuerzahler. Der Waffenhandel bleibt nach wie vor aktiv und wird besonders durch Kriege und Konflikte gefüttert. Den illegalen Waffenmarkt zu unterbinden, scheint ein unmögliches Unterfangen zu sein.
Wir führen gerne für Sie ein Monitoring des Digitalen Untergrunds durch!
Michèle Trebo
Michèle Trebo
Michèle Trebo
Michèle Trebo
Unsere Spezialisten kontaktieren Sie gern!