Interview zur Zukunft des Gesundheitswesens

Interview zur Zukunft des Gesundheitswesens

Freitag, 1. März 2019

Arzt Spital Pflege, das Schweizer Fachmagazin für Gesundheitswesen, hat verschiedene Spezialisten zu Ihrer Einschätzung zukünftiger Entwicklungen befragt. Unter anderem Marc Ruef, der sich in der aktuellen Ausgabe Januar 2019 bezüglich dem Thema Cybersecurity äussert. Die Digitalisierung zwingt dazu, das Thema ernst zu nehmen, zukünftige Entwicklungen professionell adaptieren zu können.

Was würden Sie am schweizerischen Gesundheitswesen ändern, wenn Sie dazu freie Hand hätten?

Mit zunehmender Digitalisierung ist die Integrität und Unversehrtheit eines Patienten auch vom Thema Cybersecurity abhängig. Diesem wird aber noch immer zu wenig Wichtigkeit beigemessen. Patientendaten liegen ungeschützt im Netzwerk, Medizinalgeräte lassen sich nicht patchen und das Medizinpersonal verdrängt jegliche Pflichten abseits ihres Fachgebiets. Eine Ransomware wie “WannaCry” ist nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was noch kommen wird. Der Betriebsausfall ganzer Kliniken, die Veröffentlichung aller Patientendaten und die gezielte Tötungen über die Manipulation von Medizinalgeräten stehen direkt vor unserer Tür. Nur weil man sich diese Szenarien nicht vorstellen kann, heisst es nicht, dass anderswo schon an diesen gearbeitet wird. In den Spitalleitungen muss man sich dessen bewusst sein und konkrete Massnahmen ergreifen, bevor es zu spät ist.

Welches sind die wesentlichen Trends in Ihrem Tätigkeitsbereich (z.B. in der Pflege, in der Gesundheitspolitik allgemein, im KVG etc.)?

Die Trends der Digitalisierung überschlagen sich. Im Unterschied zu früher etablieren sich diese immer schneller und sind sowohl technisch als auch gesellschaftlich disruptiv. Cloudifizierung, Blockchain und Künstliche Intelligenz sind nur drei Themen, die unsere technokratische Gesellschaft komplett auf den Kopf stellen werden. Unmotivierte Hausärzte mit einer mittelmässigen Begabung der Diognostik werden in absehbarer Zeit durch Künstliche Intelligenz ersetzt werden. Eine ähnliche Substitution wird im Pflegebereich nicht möglich sein. Es könnte also durchaus sein, dass in 20 Jahren das Pflegepersonal besser bezahlt ist, als so mancher Arzt. Entsprechend ist es wichtig, dass man sich durch eine beständige Vorbereitung und zielorientierten Anpassung nicht von den neu diktierten Regeln überrollen lässt.

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