Cyberangriffe gegen Spitäler keine Seltenheit mehr: Interview in blick.ch

Cyberangriffe gegen Spitäler keine Seltenheit mehr

Interview in blick.ch

Dienstag, 18. Juni

Die Londoner Spitallandschaft wurde Anfang des Monats von einer Ransomware Attacke heimgesucht. Dies hatte zur Folge, dass die medizinische Grundversorgung massiv gestört wurde, und insgesamt über 800 Operationen verschoben werden mussten. Marc Ruef hat in einem Interview mit blick.ch über die aktuelle Ausgangslage gesprochen. Spitäler und medizinische Einrichtungen sind auch in der Schweiz nicht genügend gegen Cyberangriffe geschützt. Wenn darüber hinaus noch medizinische Geräte gehackt werden, so seien Massnahmen nur langsam umsetzbar. Entwicklungen an den Geräten selber und damit zusammenhängende Marktzulassungen führen zu trägen Prozessen. Ruef warnt, dass Ransomware Attacken in der Schweiz künftig weiter zunehmen werden.

Wie ist der aktuelle Stand der Cybersicherheit im Gesundheitswesen?

Leider ist man nach wie vor weit vom Idealzustand entfernt. Cybersecurity ist kostspielig. Vor allem in einem hochkomplexen Umfeld, wie zum Beispiel in einem Krankenhaus. Massnahmen können nur mit viel Aufwand oder sehr träge umgesetzt werden.

Hat sich dieser in den vergangenen 5 Jahren entscheidend verändert?

Die letzten Jahre wurde das Verständnis für die latenten und akuten Gefahren erhöht. Dabei haben bedauerlicherweise die hohe Anzahl der Zwischenfälle beigetragen. Bis aber wirklich ein Umdenken und ein Kulturwandel vollzogen kann, wird es noch weitere Jahre dauern.

Haben die Covid-Pandemie und die Digitalisierung einen Einfluss darauf?

Die digitale Transformation wird manchmal unter Zugzwang und unüberlegt vollzogen. Sicherheit und Robustheit bleiben auf der Strecke, da hastig neue Komplexitäten eingeführt werden. Dies rächt sich immer.

Welche Bedrohungen sind für das Schweizer Gesundheitswesen besonders relevant?

Der hohe Grad an Digitalisierung und die überdurchschnittliche Kaufkraft machen die Schweiz zu einem lohnenswerten Ziel für Cyberkriminelle. Die Anzahl und Durchschlagskraft der Erpressungsversuche wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen.

Vor welchen Herausforderungen stehen die Spitäler bei der Absicherung ihrer Infrastruktur?

Cybersecurity erfordert schnelles Handeln. Doch ein solches bringt im Gesundheitsumfeld zusätzliche Risiken mit. Wenn es zum Beispiel um Medizinalgeräte, sind gewisse Massnahmen gar nicht umsetzbar, sondern es ist auf eine Lösung seitens des Herstellers zu warten. Ob dieser zügig reagieren will, ist in erster Linie von wirtschaftlichen Faktoren abhängig, denn je nachdem wird eine neuerliche aufwändige Marktzulassung erforderlich.

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