Interview zu Datenschutz in den USA

Interview zu Datenschutz in den USA

Sonntag, 2. April 2017

Die Tageszeitung Blick berichtet, dass die US-Telecomanbieter die Nutzungsdaten ihrer Kunden verkaufen können. Im Interview mit dem Journalisten Andreas Hauri erläutert Marc Ruef den Sachverhalt, setzt ihn in Relation und zieht Parallelen zur Situation in der Schweiz. Das ungekürzte Interview lesen Sie hier.

Wie beurteilen Sie diese Entwicklungen? Ein herber Rückschlag für den Datenschutz in den USA?

In der Tat. Aber schlussendlich ist es nur eine Weiterführung des Konzepts, welches wir von Facebook und Google kennen: Der Dienstleister erlaubt die Auswertung unserer Daten, wodurch unter anderem personalisierte Werbung möglich wird. Dieses Prinzip wird halt nun generell für Internet Provider möglich.

Wie ist die Situation in der Schweiz? Sind unsere Browser-Daten vor Swisscom & Co. sicher? Dürfen diese unsere Daten ohne Zustimmung verwenden?

Swisscom-Kunden haben jüngst eine Vertragsänderung vorgelegt bekommen, die eine Auswertung der gleichen Form zulässt. Ein Widerspruch zu dieser Vertragsänderung ist möglich und mit gewissem Aufwand durchsetzbar.

Welche Möglichkeiten haben wir, um uns individuell zu schützen?

Der gläserne Mensch kann nicht verhindert werden. Ich spreche hier von einem Zeithorizont von 30 Jahren und mehr. Wichtig ist, dass diese Entwicklung organisch und transparent verläuft. Wichtig dabei ist, dass im gleichen Atemzug auch Unternehmen und der Staat transparent werden, um eine Machtkonsolidierung zu verhindern.

Man kann diese Entwicklung punktuell persönlich verlangsamen. Durch Datensparsamkeit wird verhindert, dass Daten überhaupt anfallen und missbraucht werden können. Dies bedingt aber, dass man auf viele Möglichkeiten des digitalen Zeitalters verzichten muss: Smartphone, Kartendienste, Soziale Medien, Cloud-Services, etc. Kapselt man sich so ab, wird man aber über kurz oder lang von der Digitalisierung überrollt werden.

Was für ein Datenschutz-Abkommen hat die Schweiz mit den USA? Sind wir von den politischen Entscheidungen des US-Kongress und Präsident Trump gefeit?

Die Politik hat realisiert, wie wichtig der Schutz der persönlichen Daten ist. Es sind konkrete Bestrebungen im Gang, einen Austausch mit den USA einschränken und kontrollierbar zu machen. Ob und inwiefern sich die eher unpopuläre Sichtweise der diesbezüglich eher konservativen Schweiz durchsetzen lässt, wird die Zukunft zeigen.

Oder werden persönliche Informationen von Bürgern aus der Schweiz abfliessen und dort willkürlich an Staat und Unternehmen weitergegeben?

In den letzten 10 Jahren ist auf gesellschaftlicher und politischer Ebene eine Zunahme von Skeptizismus gegenüber ungefiltertem Datenaustausch zu beobachten. Dies ist erfreulich zu sehen, denn es gehört zur Aufgabe der Politik, ihre Bürger und damit auch die Daten dieser, zu schützen. Privatsphäre ist ein anerkanntes Menschenrecht.

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