Interview auf blick.ch zu Active Listening

Interview auf blick.ch zu Active Listening

Montag, 8. Januar

Marc Ruef konnte sich im Gespräch mit Tobias Bolzern von blick.ch zum Thema Handys als Wanzen austauschen und seine Sicht der Dinge teilen. Im Interview sagt Ruef, dass ein gezieltes Abhören (das sogenannte Active Listening) durch unsere Telefone durchaus möglich ist. Die Strafen, die von der DSGVO ausgehen, machen ein gezieltes Abhören jedoch sehr unattraktiv. Meistens stünde ein ausgeklügeltes digitales Marketing dahinter, da Nutzerinnen und Nutzer oftmals Daten mit Sozialen Plattformen teilen, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Wie realistisch hältst du dieses Szenario: Handy als Wanze, um Werbung zu schalten?

Dieses Gerücht macht schon viele Jahre die Runde und hält so manchen davon ab, sich eine Alexa zuzulegen. Dass aber Siri, Google-Fernseher, Playstation-Konsole, Mercedes-Fahrzeuge und viele andere Geräte die gleichen Möglichkeiten hätten, vergessen viele.Sowohl auf rechtlicher als auch ethischer Ebene müsste eine solche Auswertung angekündigt werden – und in der EU auch aktiv vom Nutzer bestätigt werden. Firmen, die sich nicht daran halten, werden sich dem Zorn ihrer Nutzer aussetzen. Es ist aber damit zu rechnen, dass über kurz oder lang ein solches Verhalten, auch wenn es als verwerflich wahrgenommen wird, akzeptiert wird. Vor 10 Jahren hätte niemand seine Steuererklärung in der Cloud gespeichert. Heute machen das viele.

Wie sieht es bei anderen Geräten aus? Amazon Echo und co?

So manches Gerät kann heute mit der Sprache gesteuert werden. Zwar bieten die meisten sowieso ein minderwertiges Sprachverständnis. Dennoch lohnt sich bei Bedenken diese Funktion abzuschalten.

Gerade anhand von diesem Beispiel hier: “Examples of ‘pertinent conversations’ include ‘A minivan would be perfect for us, ‘Do I see mould on the ceiling?’, ‘We need to get serious about planning for retirement’ and ‘We need a better mortgage rate.”

Sprachanalysen sind nicht so schwierig und gibt es schon lange. Man kann einfach nach Subjekt und Verb Ausschau halten, um den Inhalt eines Gesprächs zu ermitteln. Schwieriger wird es, Nuancen wahrzunehmen: Ob zum Beispiel im positiven oder negativen Sinn über etwas gesprochen wird. Gerade Sarkasmus ist für Maschinen besonders schwierig als solchen zu erkennen. Und man will ja keine Werbung für ein Produkt anzeigen, das der Nutzer sowieso nicht mag. Ob die Sprachanalyse nun das gesprochene oder das geschriebene Wort untersucht, spielt für den Computer keine Rolle.

iOS und Android haben doch Indikatoren, die Mik-Nutzung anzeigen – so unauffällig sollte dies also nicht möglich sein – oder schon?

Ja, diese Indikatoren können dabei helfen, böswillige Aktivitäten als solche zu erkennen. Zudem müssen die Apps den Zugriff auf das Mikrofon erfragen. Diese Rechte sollten nur erteilt werden, wenn sie für das Nutzen einer Anwendung wirklich erforderlich sind.

Wie, denkst du, setzen die das technisch um? Viele Details verraten sie ja nicht.

Betrachtet man sich die Webseite von CMG, dann ist dort nirgends die Rede von der Analyse von Sprachdaten. Falls diese Möglichkeit dennoch angeboten wird, gibt es momentan eigentlich nur zwei Varianten, die in Frage kommen: Entweder sie kaufen diese Daten von einem anderen Anbieter ein (z.B. Amazon) oder sie setzen eine App zur Sammlung ein (z.B. eine eigene Suchmaschine).

Ist das deiner Meinung nach nur ein US-Szenario – oder könnte das mit den (strikteren) Datenschutzgesetzen auch hierzulande (EU) passieren?

Passieren kann alles. Aber die drakonischen Strafen, die durch die EU-Datenschutz-Grundverordnung angedroht werden, machen ein solches Szenario in unseren Breitengraden eher unattraktiv. Wenn die Anwender aber in den Nutzungsbedingungen entsprechenden Auswertungen und Weitergaben ihrer Daten einwilligen, kann auch die DGSVO nicht viel machen.

Wie kann man sich vor solchen Lauschattacken als Nutzerin, als Nutzer schützen?

Ein altes Grundprinzip der Computersicherheit besagt, dass möglichst wenige Berechtigungen vergeben werden sollen. Dies gilt auch für Anwendungen, die Zugriffe auf Sensoren wie Mikrofon, Kamera oder GPS anfragen. Durch eine Einschränkung wird das Betriebssystem verhindern, dass diese Daten überhaupt gesammelt werden können.

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